Press Release

Andere Therapie, weniger Bauchspeicheldrüsenkrebs?

SGLT2-Inhibitoren scheinen Risiken zu verringern
Nov 15, 2024

– Frankfurt/Main, 15. November 2024 – Höhere Langzeit-Blutzuckerwerte, sogenannte HbA1c-Werte, könnten bei Patienten mit Typ-2-Diabetes das Risiko für Bauchspeicheldrüsenkrebs vergrößern, was nicht überraschend ist, da Diabetes seit längerem als Risikofaktor für das Pankreaskarzinom gilt.1

In einer aktuellen Fall-Kontollstudie unter Leitung des IQVIA-Wissenschaftlers Prof. Dr. Karel Kostev wurde jetzt demonstriert, dass die Diabetes-Therapie mit der Wirkstoffklasse der SGLT2-Inhibitoren mit einem geringeren Risiko an Pankreas-Karzinomen assoziiert ist. Die Studie erschien im Journal of Clinical Medicine.

Pro Jahr erkranken ca. 500.000 Menschen weltweit an einem Pankreas-Karzinom und ca. 470.000 Menschen sterben daran. Die epidemiologischen Daten dieser Krebserkrankung zeigen weiterhin, dass die Fünf-Jahres-Gesamtüberlebensrate nur maximal ca. 10 Prozent beträgt. Vor allem die späte Diagnose des Pankreaskarzinoms wird hierfür als ursächlich diskutiert und damit verbunden, der späte Therapiebeginn: Bauchspeicheldrüsenkrebs verursacht anfangs nur wenige und oft unspezifische Symptome, so dass er lange unentdeckt bleibt.

Schon länger wird in der medizinischen und Gesundheitsforschung die Stoffwechselerkrankung Diabetes mit dem Pankreas-Karzinom in Verbindung gebracht. Erhöhte Insulin- und auch Glukosespiegel können nämlich das Risiko einer malignen Transformation von Bauchspeicheldrüsengewebe und damit der Entwicklung von Krebs in diesem Organ erhöhen. Die Assoziation ist zwar bekannt, allerdings waren noch zahlreiche Detailfragen bislang offen und müssen angesichts der Tatsache, dass etwa 1 Prozent aller Erwachsenen mit neu aufgetretenem Typ-2-Diabetes innerhalb von drei Jahren an Bauchspeicheldrüsenkrebs erkranken werden, von besonderer Bedeutung.

Von Diabetes waren im Jahr 2021 weltweit etwa 529 Millionen Menschen betroffen und so stellt sich weiterhin die Frage, welche dieser Patienten von einem erhöhten Risiko weiterhin betroffen ist. Genau dieser Frage sind Prof. Kostev und Kollegen nachgegangen.


Höhere HbA1c-Werte können Risikofaktor für Pankreas-Karzinom sein

In die Fall-Kontroll-Studie wurden Patienten im Alter von mindestens 18 Jahren mit Bauchspeicheldrüsenkrebs und komorbiden Diabetes-Typ-2 aus der IQVIA Disease Analyzer® Datenbank aufgenommen (n=1.682). Die Kontrollstudie waren Patienten ohne Pankreaskarzinom aber mit Typ-2-Diabetes im Verhältnis von 1:5 (n=8.410).

Bei der statistischen Auswertung zeigte sich, dass ein erhöhter Serum-HbA1c-Wert signifikant mit einem erhöhten Risiko für eine spätere Bauchspeicheldrüsenkrebs Diagnose in Relation gesetzt werden kann. Das galt sowohl für HbA1c-Werte von 6,5 % bis 8,4 % (Odds Ration 1,38; 95%-Konfidenzintervall 1,22-1,57) als auch für diese Werte ab 8,5 % (OR 1,41; 95%-KI 1,16-1,73).

Zur Einordnung: Bei gesunden Menschen liegt der HbA1c-Wert zwischen 4,0% und 4,6%. Ein Wert von 5,7 bis 6,4 % weist auf Prädiabetes hin und Werte von 6,5 % und höher gelten als diagnostisches Kriterium für Diabetes.


SGLT2-Inhibitoren sind mit reduziertem Risiko von Pankreas-Karzinom assoziiert

Die Studie untersuchte weiterhin Assoziationen von Antidiabetika-Klassen. Die einzigen Antidiabetika, die negativ mit der späteren oder selteneren Diagnose Bauchspeicheldrüsenkrebs assoziiert waren – und die damit möglicherweise schützend wirken könnten – waren die sogenannten Natrium-Glukose-Cotransporter-2 (SGLT-2) -Hemmer. Hier fanden die Wissenschaftler eine OR von 0,80 (95%-KI 0,74-0,87 pro Therapiejahr). Diese Assoziation haben sie sowohl in alters- als auch in geschlechtsspezifischen Subgruppen beobachten können.

„Unsere Daten zeigen, dass erhöhte HbA1c-Serumspiegel bei Patienten mit Typ-2 Diabetes mit einem erhöhten Risiko für die Entwicklung von Bauchspeicheldrüsenkrebs verbunden sind“, fasst Professor Kostev zusammen. „Möglicherweise sind SGLT2-Hemmer wirksame Medikamente zur Verringerung dieses Risikos. Jedoch erlauben retrospektive Analysen keine Aussagen über kausale Zusammenhänge. Vielmehr gilt es nun, dass diese Hypothese und Ansatz in weiteren wissenschaftlichen Arbeiten nachverfolgt und ermittelt wird.“

Contact Us