Press Release

Epilepsie-Risiko könnte durch antihypertensive Therapien mit Angiotensin-II-Rezeptorblockern verringert sein

Okt 21, 2022

Frankfurt/Main – 18. Oktober 2022 – Eine jetzt veröffentlichte Kohortenstudie zeigt, dass Angiotensin-Rezeptorblocker als Medikamente zur Senkung des Blutdrucks mit weniger Epilepsie-Fällen in Verbindung stehen als andere Medikamentenklassen. Die Ergebnisse sind in der international renommierten Fachzeitschrift JAMA Neurology veröffentlicht worden.

Forschende bringen die arterielle Hypertonie (Bluthochdruck) schon länger mit einem erhöhten Risiko für Epilepsie in Verbindung: „Ergebnisse aus Tierstudien deuten darauf hin, dass eine Therapie mit Angiotensin-Rezeptorblockern epileptische Anfälle hemmen könnte“, sagt Prof. Dr. Karel Kostev, Epidemiologe bei IQVIA. „Es fehlten jedoch Daten für den Menschen.“

Daten von rund neun Millionen Patienten

Um offene Fragen zu klären, haben Prof. Karel Kostev, Dr. Corina Doege aus dem Klinikum Links der Weser in Bremen sowie PD Dr. Mark Lüdde aus der Universitätsklinik Kiel Daten einer retrospektiven Beobachtungs-Kohortenstudie ausgewertet. Grundlage ihrer Forschungsarbeit ist die Disease-Analyzer-Datenbank von IQVIA mit ICD-10-Codes. Angaben kamen aus 1.274 deutschen Hausarztpraxen. In der Studie wurden anonymisierte Daten von rund 8.978.659 Patienten ausgewertet, von denen 1.553.875 mindestens ein Antihypertensivum verschrieben bekommen hatten. Das Forscherteam hatte jede anonymisierte Patientenhistorie bis zu fünf Jahre nachverfolgt, bis die erste Epilepsiediagnose dokumentiert oder die antihypertensive Therapie beendet wurde.

Nach Ausschluss von Patienten, bei denen Ärzte vor oder bis zu drei Monaten nach dem Indexdatum eine Epilepsie diagnostiziert hatten, wurden Daten von 168.612 Patienten in die Auswertung mit einbezogen. Patienten, die mit einer der vier blutdrucksenkenden Medikamentenklassen (Betablocker, Angiotensin-II-Rezeptorblocker, ACE-Hemmer oder Kalziumkanalblocker) bandelt worden waren, wurden einander zugeordnet. In jeder Therapieklasse befanden sich so 42.153 Patienten.

Signifikant niedrigere Epilepsie-Inzidenz unter Angiotensin-II-Rezeptorblockern

Zu den Ergebnissen: Die Inzidenz von Epilepsie innerhalb von fünf Jahren war am niedrigsten bei Patienten, die mit Angiotensin-II-Rezeptorblockern (ARB) behandelt wurden (0,27% nach einem Jahr, 0,63% nach drei Jahren, 0,99% nach fünf Jahren), und am höchsten in den Gruppen mit Betablockern (BB) oder Kalziumkanalblockern (CCB; je 0,38% nach einem Jahr, 0,91%/0,93% nach drei Jahren, 1,47%/1,48% nach fünf Jahren). ACE-Hemmer (ACEI) lagen zwischen Angiotensin-II-Rezeptorblockern und Kalziumkanalblockern.

Alles in allem war eine Therapie mit Angiotensin-II-Rezeptorblockern mit einer signifikant niedrigeren Inzidenz von Epilepsie verbunden (Hazard Ratio 0,77; 95%-Konfidenzintervall 0,65 bis 0,90) als die anderen Medikamentenklassen (vgl. Grafik):

Neuer Ansatz zur Prävention von Epilepsie

„In unserer Studie war die Therapie mit Angiotensin-II-Rezeptorblockern mit einer signifikant geringeren Inzidenz von Epilepsie assoziiert“, fasst Karel Kostev zusammen. „Wichtig ist, unsere Daten zeigen keinen kausalen Zusammenhang, sondern eine Assoziation. Weitere und  auch klinische Studien sind jetzt nötig, um zu prüfen, ob blutdrucksenkende Medikamente einen neuen Ansatz zur Prävention von Epilepsie bei Patienten mit arterieller Hypertonie darstellen könnten.“

Publikation

Doege C, Luedde M, Kostev K. Association Between Angiotensin Receptor Blocker Therapy and Incidence of Epilepsy in Patients With Hypertension. JAMA Neurol. 2022 Oct 17. doi: 10.1001/jamaneurol.2022.3413. Epub ahead of print. PMID: 36251288.

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